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Über Softwareentwicklung und Bergsteigen: Eine Imposter-Analogie

Ich bin seit ein paar Jahren Softwareentwicklerin. Nach etwas Rumeiern bei anderen Firmen habe ich es irgendwie geschafft, bei codecentric zu landen. Toll, dachte ich mir. Eine Firma, die mir nicht nur die Möglichkeit zur Weiterentwicklung gibt, sondern das aktiv einfordert! Endlich kann ich mein volles Potenzial entfachen! Ich habe so viele Dinge vor! Tja. Mein Einstieg war, gelinde gesagt, ernüchternd. Und ja, es lag am Unternehmen.

Das Problem? Ich war von sooo guten Leuten umgeben. Als ich anfing, gab es unglaublich viele Expert*innen in sehr vielen verschiedenen Bereichen. Und es kommen immer noch mehr dazu. Menschen, von denen ich bisher nichts mitbekommen habe, wachsen und auf einmal halten sie einen Workshop oder es kommt ein Blogartikel aus einer Ecke, aus der ich das echt nicht erwartet hatte.

Die Leidenschaft, die unsere Expert*innen haben (und nicht nur unsere, ich war letztens auf der SoCraTes – wow.), ist spürbar. Unglaublich, man fühlt so richtig den Drive, der die Jahre an Erfahrung und angesammelter Fachkompetenz befeuert hat, die diese Leute ausstrahlen.

Moment der Ernüchterung

Und dann habe ich mich betrachtet und festgestellt – Äh. Ja. Ich bin auch irgendwie hier. Und ich mache irgendwelche Dinge, fahre auf Konferenzen und arbeite ganz gut in Projekten mit. Aber wenn ich diese Expert*innen anschaue – das bin ich nicht. Und ich habe auch keine Ahnung, wie ich da hin kommen soll.

Jetzt ist natürlich die offensichtliche Lektion „Vergleich' dich nicht mit anderen". Aber das, worüber ich heute reden will, geht ein bisschen weiter.

Lasst uns über Wandern in den Alpen sprechen

Wandern ist ein tolles Hobby. Man kommt an die frische Luft, trifft Leute und man schafft es sogar, halbwegs Covid-sicher zu sein. Sport gibt es gratis dazu. Toll.

Aber: Wenn ich damit anfange – und dank diverser Krankheiten, Schwangerschaften, Übergewichtsphasen und Stress habe ich schon oft von Null angefangen – werde ich ständig überholt.

Die Leute sind total nett, sagen „Servus", warten, bis wir an einer sicheren Stelle sind, gehen dann vorbei. Letztens wurde ich auf dem Weg zur Hochries von einem Jogger überholt, der locker-flockig im Laufschritt an mir vorbeizog. Da habe ich mich dann natürlich hingestellt und gedacht: „Okay, ich glaub', der Sport ist nichts für mich, ich hör' auf."

Der Moment, um aufzugeben?

Nein. Habe ich nicht. Aber was denkt ihr, wie oft ich dieses Gefühl schon hatte, wenn es um meine persönliche Entwicklung bei der Arbeit ging? Wie oft ich mir gedacht habe: „Ich werde nie so gut werden wie ein <insert name here>. Warum tue ich mir den Schmarrn überhaupt an und suche mir nicht einen einfachen Job in einem weniger stressigen Umfeld?"

Gut. Es ist nicht 1:1 das Gleiche. Aber lasst uns mal bei der Metapher bleiben. Vielleicht hilft sie beim Debuggen des Problems?

Die Antwort darauf ist ein klares „Jain". Hilft es, mehr zu trainieren, mehr zu coden, abends und am Wochenende Bücher und Zertifizierungskurse zu wälzen? Klar. Du wirst dadurch besser in dem, was du tust und damit dann auch besser darin, verwandte Dinge zu lernen. Aber, und das ist ein großes Aber:

Ich muss nur genauso hart trainieren wie die anderen

Angenommen, ihr werdet von einer Bergjoggerin oder einem Bergjogger überholt. Wenn ihr jetzt versucht, diese*n einzuholen, passiert was? Ihr kommt vielleicht zwei, drei Kurven lang mit, und dann bleibt ihr pustend stehen und seid davon überzeugt, dass Berggehen vielleicht nicht der richtige Sport ist. Vielleicht braucht ihr dann eine längere Pause. Vielleicht kehrt ihr ganz um. Aber: Ihr werdet den Gipfel sicher nicht schneller erreichen, als wenn ihr einfach eure Geschwindigkeit gelaufen wärt.

Sprich: Wenn man es mit der technischen Entwicklung übertreibt, kommt man super schnell in eine Überlastung. Am Anfang merkt man gar nicht, dass einem etwas fehlt. Man lernt ja neue Dinge. Und dann wird man immer müder, weil man Sport vernachlässigt. Wird krank, aber krank sein geht ja nicht, sonst kann man das doch nie aufholen. Man verliert den Kontakt zu Freunden. Gibt Hobbies auf, die Energie gegeben haben. Im besten Fall entdeckt man, dass Technologie ein cooles Hobby ist und behält das bei – die Leute, für die das klappt, sind aber eher Einzelfälle. Im worst case landet ihr mit Burnout in psychiatrischer Behandlung oder sucht euch einen anderen Job, weil „der Job zu anstrengend" ist.

Manchmal trifft man auch so Leute, die meinen: „Ich habe jetzt zehn Jahre lang Hardcore Tech gemacht". Die sind wie Marathonläufer*innen, die nie einen Berg gesehen haben und trotzdem schneller sind als jede*r andere. Sie haben vermutlich während ihrer Schulzeit schon sehr effizient gelernt, während ihres Studiums Hackerclubs besucht, sich ihr Leben lang darauf vorbereitet, neue Techniken zu lernen etc. Wenn ihr zu denen gehört – Glückwunsch! Dieser Artikel ist für alle anderen.

Also, was tun?

Mein Punkt ist: Man muss nicht so sein, um Spaß zu haben. Jede*r hat ein eigenes Tempo, und jede*r muss selbst herausfinden, wo seine oder ihre Grenzen liegen.

Wieviel Freizeit braucht ihr? Wieviel Technik könnt ihr im Kopf behalten? Orientiert euch nicht an anderen, sondern hört auf euer Wohlbefinden. Auf dem Berg ist das einfach: Puls im Auge behalten und so langsam gehen, dass ihr nicht komplett außer Atem seid.

Beim Lernen? Es gibt Signale: Langeweile, „Keinen Bock mehr"-Gefühl, Prokrastination, schlechter Schlaf, sich verändernde Essgewohnheiten, die euch nicht gut tun, hohes Stresslevel... Solange ihr das im Auge behaltet und regelmäßig reflektiert, werdet ihr besser werden. Das dauert nur ein bisschen.

Nebenbei bemerkt: Wenn ihr die Zeit, in der ihr arbeitet, zum Arbeiten und Lernen nutzt, ist es vollkommen legitim, dass die nicht-Arbeitszeit echte Freizeit ist. Niemand wird von Ingenieur*innen erwarten, auch in der Freizeit Maschinen zu entwerfen oder von Klempner*innen, in der Freizeit Rohre zusammenzuschrauben. Warum ist es dann so „normal", dass wir alle unbedingt in unserer Freizeit an Open-Source-Projekten gearbeitet haben müssen?

Orientierung ist wichtig

Auf jedem Berg gibt es viele Wege. Teils sind das breite, gut ausgeschilderte Wanderwege, teils kleine, steile, steinige Wege durch das Unterholz. Teils gibt es Klettersteige, oder Wege, die nett und leicht anfangen und am Ende brutal steil werden.

Eine Sache ist aber wichtig: Wenn man den Gipfel erreichen will, dann muss man sich für einen Weg entscheiden. Eigentlich können wir hier sogar früher ansetzen. Man muss sich erstmal für einen Gipfel entscheiden – und dann für den Weg, diesen zu erreichen.

Als ich bei codecentric angefangen habe, gab es einen riesen Haufen an Technologien, von denen ich noch nie gehört hatte. Was ist dieses React? Spring Boot? Ach ja, das war dieses Serverzeug. Und Kafka? Ist das nicht ein Autor?

Ich wusste nicht, wo ich mich als nächstes einarbeiten sollte und habe versucht, alles auf einmal zu machen. Sprich: Ich bin zwischen ein paar Gipfeln hin- und hergerannt und habe wild Wege gesucht, bin aber nie sehr weit gekommen.

Spezialwissen zu erwerben ist wichtig und sinnvoll. Aber alles auf einmal zu lernen funktioniert nicht. Daher: Fokus. Sucht euch – für diese Woche, diesen Monat, dieses Quartal – eine Technologie aus. Lernt diese so weit, wie ihr das wollt. Holt euch Orientierung darin, wie ihr sie lernt – manche Leute machen gerne Kurse, andere lernen, indem sie Projekte implementieren, wieder andere mit Büchern. Findet euren Weg auf diesen speziellen Berggipfel. Im Zweifelsfall: Fragt Leute, wie sie diese Technologie gelernt haben, vielleicht haben sie Tipps.

Beschaffenheit der Wege

Wie schon erwähnt, zählt der Weg, den man sich aussucht. Es gibt kleine, steinige, kaum vorhandene Wege: „Ich lerne diese Programmiersprache durch Ausprobieren und schaue kein einziges Mal in die Doku.”

Es gibt auch breite, mit dem Auto befahrbare Wege: „Diese Programmiersprache hat dutzende Tutorials. Ich suche mir eines aus, das mir zusagt, mache das und danach baue ich ein Beispielprojekt.”

Man kann sich sogar eine*n Bergführer*in suchen, der/die einen geeigneten Weg aufzeigt. „Wir pairen an einem Beispielprojekt und dabei lerne ich von meiner Partnerin oder meinem Partner die beste Art, diese Programmiersprache zu verwenden.”.

Was hierbei wichtig ist: Keiner dieser Wege ist per se falsch. Wie ein*e Bergsteiger*in, der/die entnervt aufgibt, weil der Weg zu langweilig ist, kann es total anstrengend sein, immer nur gut gepflegte Tutorials zu machen. Manche Menschen lernen am Besten durch ausprobieren, Fehler machen und „frickeln”. Manche lernen am besten durch Bücher und Tutorials. Und wieder andere eben im Gespräch.

Sucht euch den Weg aus, der für euch richtig ist. Lasst euch nicht dadurch beirren, dass andere Leute andere Wege gehen – grundsätzlich ist alles richtig, was euch weiterbringt und Spaß macht. Solange ihr noch auf dem Gipfel ankommt, auf den ihr wolltet.

Fazit

Ich könnte noch ewig weitermachen mit dieser Analogie. Das Überwinden von Hindernissen, was man tut, wenn man oben angekommen ist, wie man die Anstrengungen lohnenswert macht.

Die Moral von dem ganzen Geschreibe: Lasst euch nicht verunsichern, weil andere Leute Sachen besser, schneller oder effektiver lernen. Lasst euch nicht durch die schiere Masse an Wissen, das in diesem Job nötig ist, durcheinanderbringen.

Denkt immer daran: Alle anderen haben auch klein angefangen, und bloß weil ihr noch nicht so viel wisst, oder auch noch nicht die optimale Lernstrategie gefunden habt, seid ihr nicht schlechter.

Auf dem nächsten Berggipfel trinken wir mal ein Bier zusammen.

Ihr packt das!

Stefanie Hasler

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