Wie die textile Wertschöpfung mit Blockchains nachhaltiger, individueller und zuverlässiger werden kann.
Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) sind das größte Textilforschungszentrum in Europa. Unter dem Dach der DITF wird in drei Forschungsbereichen – Textilchemie und Chemiefasern, Textil- und Verfahrenstechnik sowie Management Research – an textilen Zukunftsthemen gearbeitet.
Ein Demonstrator vor Ort gewährt Besuchern einen Eindruck von Blockchains in der Textilindustrie.
Der Blockchain-Fit wurde nachgewiesen.
Aufbau von Blockchain-Know-how und praktische Expertise
Potenzial nachgewiesen – Blockchain macht die Textilproduktion nachhaltiger, individueller und zuverlässiger
In der modernen Fertigung der Textil- und Bekleidungsindustrie werden für gewöhnlich nach vorgefertigten Modellschnitten in genormten Größen große Stückzahlen hergestellt. Zudem ist die moderne industrielle Konfektionsfertigung stark arbeitsteilig organisiert. Das heißt, die Produktion ist in Bereiche aufgeteilt, wie etwa das Zuschneiden. Heutzutage existieren fast keine Betriebe mehr, in denen sämtliche Produktionsstufen vom Rohstoff bis zum Endprodukt erfolgen. Gleichzeitig steigt bei Endverbrauchern das Bewusstsein für nachhaltige Produktion und Arbeitsbedingungen sowie der Wunsch nach individualisierten Waren.
Maßgeschneiderte Kleidung erfordert bisher den direkten Gang zu einem Schneider. Oder die Kunden messen sich selbst aus und verwenden diese Maße online in „Made-to-Measure Shops“. Eine weitere Variante ist der sogenannte „Bodyscanner“, der die Körpermaße erfasst. Das Gerät ist vergleichbar mit den Sicherheits-Scannern an Flughäfen. Der “Bodyscanner” erstellt ein 3D-Modell des Kunden. Die aus dem Scan generierten Körpermaße können Dritten – standardisiert – bereitgestellt werden. Maßgefertigte Kleidungsstücke können so einfacher und schnell in Auftrag gegeben werden.
Die eigentliche Herausforderung ist es, die personenbezogenen Daten zu ermitteln und freizugeben – und dies natürlich sicher. Für Endkunden soll dies anonym und kostenfrei möglich sein.
Die Betreiber des Bodyscanner erhalten für den Datenabruf eine Vergütung. Das Abrufen und Bezahlen soll vertragsfrei zwischen Parteien möglich sein. Ein Beispiel: Ein Bekleidungshersteller bezahlt den Betreiber des Bodyscanners, um Zugriff auf die Daten zu erhalten, nachdem der Endkunde der Datenfreigabe zugestimmt hat.
Nachgelagert entstehen heute in der Lieferkette, insbesondere im Zuschnitt der Maßkonfektion, Fehler, die darauf zurückzuführen sind, dass falsche Werte für die Anpassung der Schnittteile verwendet werden. Hier kann die Lösung erweitert werden, um manipulationssicher aus Körperdaten angepasste Schnitte zu generieren. Beim Zuschnitt soll es automatisiert möglich sein, zu garantieren, dass die zu verwendende Zuschnittsdatei der beauftragten Datei exakt entspricht und nicht manipuliert oder verändert wurde.
Für die Projektdauer wurde ein Team aus Mitarbeitenden der DITF und der codecentric AG zusammengestellt. Der skizzierte Use Case wurde iterativ weiter geschärft und ausgestaltet, sodass ein gemeinsames Zielbild entstanden ist, welches umgesetzt wurde.
Da die DITF mit der Lösung ein Beispiel für den Mehrwert von Blockchains im Textilbereich aufzeigen wollen, wurden im Projektverlauf verschiedene Blockchain-Implementationen beleuchtet und analysiert. Die Anforderung des vertragsfreien und anonymen Bezahlens sowie der Wunsch der DITF einen lokalen Demonstrator zu betreiben, waren ausschlaggebende Entscheidungskriterien für eine Umsetzung auf Basis von Ethereum mittels Smart Contracts. Diese Smart Contracts bieten zudem die Möglichkeit, Daten abzulegen, mit denen es möglich ist, manipulierte oder veränderte Körperdaten zu erkennen.
Um den Betrieb und die Provisionierung vor Ort so einfach wie möglich zu gestalten, kann der gesamte Blockchain-Teil mittels Docker und Docker Compose schnell und einfach gestartet, neu aufgesetzt oder gestoppt werden.
Zudem wurden mehrere gemeinsame Videos produziert, um Dritten den Use Case und die Lösung detailliert zu beschreiben und näherzubringen.
Der gesamte Prozess eines Made-to-Measure-(M2M)-Workflows kann an der DITF erlebt werden. Interessierte können die umgesetzte Blockchain-Lösung begutachten und ausprobieren.
Der Demonstrator M2M @ DITF ist ein Teil der Demonstratoren der DITF im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Textil vernetzt des Bundeswirtschaftsministeriums und veranschaulicht den potenziellen Mehrwert von Blockchains in der textilen Wertschöpfungskette. Der skizzierte Ablauf ist auf nachhaltigere, individuellere, zuverlässigere und nachvollziehbare Textilproduktion auslegt.
Wir haben noch nie ein so gut dokumentiertes Projekt übergeben bekommen. Ich bin begeistert und zuversichtlich, dass wir das Produkt auch in Zukunft gut weiterbetreuen können.
Konrad Pfleiderer
Betrieb und Weiterentwicklung
Die gemeinsame Zusammenarbeit und Ausarbeitung des Use Cases hat es mir ermöglicht ein detailliertes Verständnis für Blockchain und deren Fits zu bekommen. Mir hat die Zusammenarbeit sehr viel Spaß gemacht.
Alexander Artschwager
Projektleiter
Unsere Partner von codecentric waren für uns immer erreichbar. Fragen zu Schnittstellen und Code wurden direkt geklärt. Gegenseitige Anregungen zum Aufbau und Funktion der SmartContracts wurden währenddessen direkt umgesetzt – agiles Arbeiten, wie man sich es sich vorstellt.
Leonie Egenberger
Betrieb und Weiterentwicklung
Jan Rümenapf
IT Consultant & Head of Blockchain
Sie möchten mehr über die Blockchain in der Textilindustrie erfahren? Oder sind Sie interessiert an einem allgemeinen Austausch über den Einsatz von Blockchain in Ihrem Unternehmen? Dann lassen Sie uns unverbindlich sprechen.
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