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Technologien lösen keine Probleme ― es sind die Menschen dahinter

22.3.2021 | 6 Minuten Lesezeit

Software zu entwickeln bedeutet, Mehrwert für den Kunden zu schaffen. Zu oft wird hierbei der menschliche Faktor im System missachtet. Stefanie Hasler, Senior Fullstack Developerin bei codecentric, gibt einen kleinen Einblick auf ihre Sicht der Dinge – von qualitativer Softwareentwicklung über Work-Life-Balance bis hin zur unverzichtbaren Kaffeeküche. 

Niemand möchte sinnlose oder undurchdachte Software entwickeln. Stefanie, wie gelingt es dir, Mehrwert bei deiner Arbeit zu generieren?

Schon der Begriff „sinnlose” Software wirft Fragen auf: Was für einen Zweck soll die Software erfüllen? Wer stellt die Anforderungen? Wessen Bedürfnisse erfüllt die Software? Ist zum Beispiel ein Videospiel wie „Bejeweled” sinnlos, da es die Menschheit nicht voranbringt? Wie sieht es mit einem Middle Layer in einer Enterprise-Architektur aus, das lediglich Daten von einem Format in das andere transformiert? 

Echten Mehrwert zu stiften, ist mir in einem Projekt sehr wichtig. Wenn ich nicht verstehe, welchen Zweck eine technische Umsetzung erfüllt, nerve ich meine Stakeholder so lange, bis ich zumindest verstanden habe, was sie wollen. Halte ich das nicht für sinnvoll, versuche ich sie zu überzeugen, oder rede mit der Person, die das Projekt aus der Sales-Perspektive betreut. Dabei kann sich dann herausstellen, dass ich etwas übersehen habe. Oder aber, dass die Strategie des Kunden nicht zielführend ist und nur Geld verbrannt wird.

Der andere Aspekt der Frage ist, was ich persönlich tun kann, wenn ich Software entwickle. Undurchdachte Software schreibt jede*r Entwickler*in. Das liegt zum Teil in der Natur der Sache. In den allerwenigsten agilen Projekten ist von Anfang an klar, was der finale Scope ist. Es kommt zu Richtungsänderungen und Umplanungen. Wichtig hierbei ist durchdachtes Vorgehen: Die Software sollte zu jedem Zeitpunkt auf einem Stand sein, der sowohl den eigenen Qualitätskriterien, als auch denen des Kunden entspricht. Das bedeutet aber auch, nicht viel zu weit im Vorfeld zu planen. „YAGNI (You ain’t gonna need it)” ist immer noch einer meiner häufigsten Sätze in Planungs-Meetings. 

Manche glauben, dass man im Consulting nie zu Hause ist – Wie bringst du hier dein Berufs- und Privatleben unter einen Hut?

Eigentlich habe ich immer Kunden, die auch ein Privatleben haben und Freitag nachmittags nach Hause gehen und dort bleiben. Das ist vor allem unserem hervorragenden Sales-Team geschuldet, die schon im PreSales-Bereich dafür sorgen, dass wir auf Augenhöhe agieren können. Klar gibt es immer mal wieder Projekte mit hektischen Phasen. Wieviel ich mich da einbringe, war jedoch bisher immer meine eigene Entscheidung und kein Kunde hat je von mir verlangt, dass ich mich verbiege. In den allermeisten Fällen hilft das der Produktivität sowieso nicht weiter und die Kunden, mit denen ich bisher interagieren durfte, verstehen das. 

Als Senior Fullstack Developerin bist du Vollprofi und hast bereits einige Jahre an Erfahrung. Wie schaffst du es, dein Fachwissen immer noch zu vertiefen, ohne dafür Freizeit zu opfern?

Bisher ist mir in diesem Beruf noch kein Vollprofi begegnet. Aber zum Rest der Frage: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Wissen, das ich nicht anwenden kann, nicht lange in meinem Hirn bleibt. Ich bilde mich also in den Technologien fort, die ich sowieso schon im Projekt aktuell nutze. Bei jedem Kundeneinsatz lerne ich dazu. Zum Glück wird von unserem Sales-Team darauf geachtet, dass gemeinsames Lernen ein Teil des Projektes ist. 

Außerdem ist mir persönlich Work-Life-Balance sehr wichtig. Wenn ich 40 Stunden pro Woche Technik mache, dann muss diese Zeit ausreichen, um auch genug dazuzulernen, dass ich mich in der Öffentlichkeit schamlos als „Senior Fullstack Developer” präsentieren kann. Dass ich bei codecentric Zeit bekomme, die ich in Fortbildung investieren kann, hilft natürlich ungemein. Diese Zeit nutze ich meist zur Vernetzung mit anderen Entwickler*innen, weil das meiner Lernstrategie am ehesten entspricht. 

Wie stark bist du persönlich von der Corona-Pandemie betroffen gewesen und wie ist dein Arbeitgeber damit umgegangen? 

„Teilhabe am öffentlichen Leben” hatte ich aufgrund eines Kleinkindes im Haushalt sowieso nicht mehr. Der Unterschied zwischen Pandemie und nicht-Pandemie ist für mich also, dass ich das Haus beruflich auch nicht mehr verlasse. Von codecentric hieß es: „Bleibt zuhause, wenn Ihr Euch unsicher fühlt. Psychologische Unsicherheit zählt auch.” Deswegen war mein gesamtes Team seit Beginn der Pandemie im Homeoffice. Nachdem ich schon Remote-Erfahrung hatte, konnte ich dem Kunden helfen, ein Gerüst zur Vernetzung der Entwickler*innen in meinem Projekt aufzubauen, sodass wir uns gegenseitig gut unterstützen können. Wir haben im codecentric-Büro in München auch Luftfilter, die dafür sorgen, dass wir dort sicher arbeiten können, wenn wir wollen. Die habe ich aber wegen Pendelei und Kita-Schließung noch nicht selbst testen können. 

Welche aktuellen Branchen-Entwicklungen siehst du kritisch?

Aktuell geht es sehr oft darum, möglichst schnell etwas zu entwickeln. Was dabei oft hinten runter fällt, ist die Analyse der eigentlichen Probleme. Viele Kunden kommen zu uns mit einem groben Verständnis einer Lösung, die nicht unbedingt zu ihren Herausforderungen passt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir vorhandene Probleme mit – je nach Ausprägung – Bitcoin, KI, oder Cloud-Technologien bewerfen wollen, bis sie verschwinden, obwohl die Ursache an ganz anderer Stelle liegt. Klar bringt „mal eben schnell was machen” oft einen Wettbewerbsvorteil, die Frage ist aber, ob man sich überhaupt im richtigen Wettbewerb befindet.

Es gibt noch eine andere Sache, die mich wahnsinnig aufregt. Die ist zwar kein Trend im eigentlichen Sinne, hält sich aber leider hartnäckig. Wir reden alle zu wenig miteinander. Zum Teil ist das der Pandemie geschuldet; die Kaffeeküche ist ein integraler Bestandteil des Softwareentwicklungsprozesses. Aber auch sonst versuchen wir oft, immer mehr Schwierigkeiten auf der technologischen Ebene zu lösen als auf der zwischenmenschlichen. Technologien lösen meiner Meinung nach keine Probleme. Menschen lösen Probleme mithilfe von Technologien. Das sollte immer im Vordergrund stehen. 

Zu guter Letzt, was würdest du Entwickler*innen, die aktuell unzufrieden in ihrer beruflichen Situation sind, ans Herz legen? 

Am wichtigsten ist es, einen Job zu finden, der zur eigenen Persönlichkeit passt. Meine persönliche Faustregel: Wenn man sich für ein Interview Kleidung anzieht, die man nicht anziehen will und über Dinge redet, die nichts mit den eigenen Interessen zu tun haben, bekommt man einen Job, mit dem man nicht glücklich wird.

Ich schlage vor, eine Liste mit Faktoren zu erstellen, die bei der Arbeit am wichtigsten sind. Ein paar Anregungen: Will ich, dass meine Arbeit Wert stiftet? Will ich gut bezahlt werden? Ist mir meine Freizeit wichtig? Will ich etwas Gutes für die Umwelt tun? Will ich soziale Gerechtigkeit? Wie wichtig ist mein Umfeld? Wenn eine priorisierte Liste vorliegt, kann man viel leichter herausfinden, was einen unzufrieden macht. Und dann kann man daran arbeiten, genau diese Dinge zu ändern. Das kann einen Arbeitgeberwechsel beinhalten. Das kann aber auch sein, dass man sich in seiner Firma mehr vernetzt oder versucht, Veränderung in der Organisation zu bewirken. 

Am Ende ist jeder Job von Kompromissen geprägt, die man zwischen Work-Life-Balance, dem Gewissen, dem Umfeld und dem Geldbeutel schließt. Die Entscheidung, wo man Kompromisse eingeht und wo nicht, muss bewusst getroffen werden. Ansonsten ist man nur im nächsten unpassenden Job.

Vielen Dank für das Gespräch, Stefanie.

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