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Ist die Cloud der große Umweltsünder?

18.1.2023 | 2 Minuten Lesezeit

Rechenleistung und Speicher kosten nicht nur Geld. Sie verbrauchen auch Mengen – potenziell klimaschädlicher – Energie. Das überrascht die Wenigsten, im kollektiven Bewusstsein ist es aber bislang kaum angekommen.

Sehr wohl bewusst ist es natürlich den Public-Cloud-Anbietern selbst. Für sie ist das Thema „Green Cloud“ irgend etwas zwischen bewusstem Fokus auf Nachhaltigkeit, Kosteneffizienz und Marketing. Folglich haben alle großen Anbieter ihre Strategien zum Umgang mit Emissionen, Treibhausgasen und Nachhaltigkeit.

Unterscheiden kann man dabei zwischen den Fragen „Was macht der Anbieter selber?“ und „Was bietet er seinen Nutzern?“. Ein Beispiel: Natürlich ist es super, wenn der Anbieter seine Emissionen um 70 % reduziert. Wenn ich als Unternehmen dann aber Server in der Cloud nur zu 20 % auslaste, habe ich einen ebenso großen Hebel zur Verbesserung. AWS nennt dies explizit „Shared Responsibility“ und beschreibt es als „AWS ist verantwortlich für die Nachhaltigkeit der Cloud“ und „Der Kunde ist verantwortlich für die Nachhaltigkeit in der Cloud“.

Die Anbieter versprechen, in absehbarer Zeit (2025-2030) ausschließlich erneuerbare Energien zu nutzen. Ebenso wird an den Rechenzentren gearbeitet, um beispielsweise eine effizientere Stromnutzung oder eine Weiternutzung der Abwärme zu gewährleisten. AWS hat auf der re:Invent im November gar angekündigt, ab 2030 „Water-positive“ sein zu wollen, also mehr Wasser zurückzugeben als selbst genutzt wird.

Für die Nutzer werden vor allem Dashboards angeboten. Hier kann man sehen, welche Emissionen angefallen sind, grob strukturiert nach geografischen Regionen und genutzten Services. Auch ein Vergleich mit einem „üblichen“ On-Premises Datacenter darf nicht fehlen – schließlich muss der positive Nutzen der Cloud auch hier gezeigt werden. Diese Daten sind immer retrospektiv. Teils gibt es sogar bis zu drei Monate Verzug – eine Tatsache, die zeigt, dass hier bislang nicht so viel investiert wird. Positiv zu erwähnen ist Google, immerhin mit einem „Lowest CO2“-Zeichen bei der Auswahl der Region – und damit bevor die erste Cloud-Ressource erstellt wird.

Sinnvoll wäre es, wenn Nachhaltigkeit bereits beim Entwurf der Lösung in der Cloud eine größere Rolle spielte. Genau so, wie bereits jetzt ganz selbstverständlich Performance und Kosten betrachtet werden (und im späteren Verlauf gerne durch Experteneinsätze weiter optimiert werden). Zumal diese Themen oft Hand in Hand gehen. Hier helfen Blue Prints und Best Practices, effiziente Architekturen und Lösungen, auch unter Berücksichtigung der Umwelt. AWS hat hier mit dem Sustainability Pillar in seinem Well-Architected Framework eine Vorreiterrolle eingenommen.

Unternehmen stehen beim Klimaschutz in der Verantwortung. Die Erwartung ist, dass die Anbieter auf ihrer Seite noch mehr machen, aber ebenso die Kunden in die Lage versetzen, selbst mit wenig Aufwand aktiv zu werden, um so ihre Emissionen zu verwalten und zu reduzieren. Die Cloud-Anbieter arbeiten also daran, aber damit die Cloud wirklich kein Umweltsünder bleibt, müssen Unternehmen das Thema aktiv vorantreiben.

PS: Wenn ihr lernen wollt, wie ihr bei den großen Anbietern eure Emissionen messen könnt, solltet ihr unseren Blogbeitrag zum Thema lesen.

Dieser Artikel erschien am 16.12.2022 im Rahmen des codecentric-Innovations-Newsletters. Wenn ihr immer direkt über die neusten IT-Trends und -Techniken informiert sein wollt, könnt ihr den Newsletter hier abonnieren.

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